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UMBALLA
1995, Kurzspielfilm (Komödie), 16mm Farbe, 1:1,33, 13'40'' (156m),
25 B/sec, Magnetton

Regie und Kamera: Manfred Andrej Hagbeck
Szenarium: Claudius Hagemeister
Schnitt: Katrin Huber
Musik: Jens-Uwe Bartholomäus & Manfred A. Hagbeck
Ton: Christian Lutz
Produktionsleitung: Esther Fischer
Darsteller: Marga Behrends, Jens-Uwe Bartholomäus, Hans-Wilhelm Filipzig,
Bernd von Bassewitz, Frank Dellé, Tanja Geke u.a.
Produktion: HFF "Konrad Wolf"

Video in ganzer Länge

Die Geschichte des drittklassigen, jedoch bei Hausfrauen und jungen Mädchen überaus beliebten Schlagersängers Walt Prickle — bürgerlich: Walther Prickel —, dessen größter Wunsch es ist, englisch zu singen. Genau das wird ihm von seinem parasitären Manager ständig verwehrt, der im Übrigen von den Platteneinnahmen mehr profitiert als Prickle selbst. Der hat auch zu Hause nichts zu sagen, denn dort herrscht seine Haushälterin Walburga Palempke. Die wiederum verabscheut deutsche Schlager ...

"Eine Parodie, die so echt wirkt wie der Fernsehalltag und zum Schreien komisch ist - auch wie der Fernsehalltag, zumindest, was die Unterhaltungsbranche angeht. Eine originelle Idee, spritzig inszeniert, witzig besetzt und bis zum bittersüßen Ende ausgereizt." (Begründung der Jury auf den 13. Video-Film-Tagen 1996 in Gera)


Anmerkung des Drehbuchautors Claudius Hagemeister:

"Am Anfang von "Umballa" war kein Stoff und keine Botschaft, sondern ein schillerndes Darstellerensemble:

Die Sängerin Marga Behrends lernten wir als dynamische Stimmungskanone auf einer Sylvesterparty kennen. In den zwanziger Jahren war die vitale, weit über achzigjährige Dame Tänzerin am Berliner Admiralspalast, dem heutigen Metropol-Theater. In "Umballa" spielt sie die lebenslustige Haushälterin Walburga Palempke.

Für ihren Nachbarn, die rheinländische Frohnatur Hans-Wilhelm Filipzig, im bürgerlichen Leben als Animateur in einem Hotel auf Gran Canaria tätig, entstand die Rolle des gewieften Managers Roger.

Der Musiker Jens-Uwe Bartholomäus, in seiner Freizeit Komponist und Interpret absichtsvoll drittklassiger Schlager, prägte die Rolle des umschwärmten Stars Walt Prickle.

Diese Konstellation und eine Handvoll selbst komponierter Schlager bildeten die Prämisse für das in Gemeinschaftsarbeit verfasste Drehbuch, das von einem exaltiert-albernen Team adäquat umgesetzt wurde. Die Kosten dafür betrugen mehr als 10,000 Mark - gemäß unserer Maxime: Der deutsche Schlager kennt keine Grenzen!"


Erste Filmkritik zu "Umballa" von Prof. Hans Lohmann (HFF):

"Für die authorities von: UMBALLA 15.2.'95
Die Inaussichtstellung, ohne Botschaft zu sein, führt zum Interesse an der Wegsamkeit jenseits der Botschaft. Z. B. der dramaturgischen Linie eines gespannten Gummiseils, dem Zielpräzision zugesprochen werden wird, ungeahnter Höhenflug, in Relation zur Beschleunigung eine eher sanfte Landung. Mit finalen Hinzutunsmöglichkeiten des Betrachters. Demgemäss eine Verhältnismässigkeitsverlagerung der vertrauten und eingelernten modi & tempi. Zumal die Negbotschaft an musikalischer Manier abgearbeitet wird, könnte der aus Jazz hervorgegangene formationenbestimmende Dreischritt Drive - Beat - Break im Hinblick auf die Beschreibung des Konstrukts und seine weitere Ausfächerung nützlich sein: in einer ersten Annäherung

Drive als aggregierendes winkelkreuzendes Aufgleiten der figuralen Körper, ob Ding, ob Body

Beat als taktschlagende, Gravitationspunkte suchende, Einstellung bis zum beruhigenden Einschläfern hervorrufende, dann aber blitzschnell für den Wechsel

Break ausbeutende Systematik.

Das Aufladenspotential für die drei Geltungspersonen phänomenal - eine jede zeichenhaft stark als projektiver Unter-Überbau, von denen ein jeder den anderen behelligt, die Konfliktführung eher immanent anstiftet, als Überdruck, den nichts und niemand aushalten wird. Das stiftet den Witz, dass nur wenige sensible Handgriffe Effizienz erzeugen, die Luftgebilde verletzbar sind. Von Vorteil, dass das Abgründige gut zu spielen ist, darüber hinaus aber die Rollenauswahl, die prosodische und idiomatische Kapazität & Kompetenz der Rollenträger zu belobigen ansteht. Getreu ihrem literarischen Archaisten Bloom in Joyce' "Ulysses" sind es die Sinnes- und Sinnlichkeitsvisionäre & phantasten, die als Realutopisten den durch die neuweltlichen Vorteile neuentstandenen Mängel und Lücken am eindringlichsten herausschreien können, sei es nun kommerziell, sei es nun kindlich-rundbäckig, die auf ihrer Höhe zugleich die Gegeneffizienz evozieren, hier nun den Berlinischen Mutterwitz. Neuerliche Witzdimension, dass von daher ein Mehr an Energie hervorkommt bei gerade noch zusammenhaltendem Körper und Mund. Es ist nun zumal diese Imbalance, die von der Betrachterloge her ein Surplus an Sinnbereitschaft weckt und lostritt. So könnte die alte Dame wie ein Generationenecho aus einer Zeit fungieren, als die deutsche Medienkultur - unübersehbar die jüdisch-deutsche Medienkultur - die Wegsamkeit der Sinnstiftungen selbst anzeigte, in der Weimarer Republik als erster feudalstaatlicher Emanzipationswelle und äquivalenter Kultur. UMBALLA als geplatzter Knoten, als lautmalerischer Aufschrei, als Umkehrung ungelenker "target orientation"

Unter "Break" lassen sich als Kadenzen die knappen Soli der drei Akteure verbuchen, wenn sie rhetorisch und aktional (wie im Jazz vertraut) vor den chorus treten; den chorus, der sich in gewandelter Gestalt singstimmlich in die Finalkadenz mischt - in romantizistischer Transzendenz aus dem Material der Immanenz, sich in der paradoxen Stilfigur der sozialdynamischen Beharrung selbst übersteigend.

Von Ihnen mitangeregt, soll für kommendes Semester die Hypothese geprüft werden, ob nicht auch die angezeigten Sound-Meister des Kinos abzüglich und teilend arbeiten: Sound als eine übersummative "dritte Kraft" aus Klang und Intonation, Beat als Besonderung, Break als Individualisierung, vice versa aus diesen Materialien wiederum aufbauend. Beat und Break dto als Ballsensationen, als Reaktionen auf die "dritte Kraft" des ballistischen Dialogs (einer Dialogizität, die bei Film den verbalen Dialog übersteigt)

Herzlich H. Lohmann"


Presse:

"Den wohl größten Anteil machten aber die kurzen Spielfilme aus, die in den meisten Fällen von Filmstudenten stammten. "Umballa" von Manfred Andrej Hagbeck unterhielt als komödiantische Abrechnung mit dem deutschen Schlager ..."
(Henninger, Dirk; "Ein Jahr in zwölf Minuten, Bilanz des 19. Weiterstadter Filmfestes", in: Darmstädter Echo, 22.8.1995)

"Wie immer sind die Übungen der HFF für Entdeckungen bestens geeignet. (...) "Umballa" (1994) von Manfred Andrej Hagbeck, der Wechsel eines Jungstars aus dem Tal der deutschen auf die Höhen der englischen Schlagerschnulze."
(Kirst, Klaus; "Rote Blüten auf weißem Tuch - Auf großer Filmparty tummelten sich Prominente und solche, die es werden wollen", in: Potsdamer Neueste Nachrichten, 22.11.1995)

"Ein Schlagerfuzzi auf dem Weg zum anspruchsvollen Liedgut? Umballa balanciert immer auf dem schmalen Grat zwischen Ironie und echtem Blödelhumor, und dann wenn jeder meint, der Film stürzt gnadenlos ab, wird superdoof, fängt sich Umballa zum grandiosen Finale."
(in: Programmheft Schwenninger Kurzfilmfestival, 16./17.11.1996)

"Auch Manfred Hagbecks fröhliche Schlager-Farce Umballa war hitverdächtig. Ein schlechtgefönter Schnulzensänger beschert die denkwürdige Liedzeile 'Freedom is great, friendship is wonderful'." (Hess, Klaus-Peter und Wildermann, Patrick; "Preis fürs Hitler-Bärtchen - Filmfest: Trickfilme und Komödien beim Publikum vorn", in: Mainzer Zeitung, 21.10.1997


Festivals:


Festival der Nationen Ebensee, 25.-30.6.1995 "Ebenseer Bär" in Gold

19. Open Air Filmfest Weiterstadt, 17.-21. August 1995

up-and-coming european cinema, Nachwuchsfilmfestival Hannover,
1.- 5.11.1995; HFF-Sonderprogramm


15. Internationales Festival der Filmhochschulen München, 18.- 25.11.1995

8. Filmfest Dresden 1996, 17.-21.4.1996, Deutsches Programm

"Seh-Süchte", 25. Internationale Studentenfilmtage, Potsdam, 1.- 5.5.1996

1. Europäisches Studentenfilm-Festival Leipzig, 27.-30.6.1996

"kleines Filmfestival" in Rheine, 9.9.1996

Schwenninger Kurzfilmfestival, 16.-17.11.1996

13. Video-Film-Tage Thüringen & Rheinland-Pfalz, 31.10.-3.11.96 in Gera
Förderpreis Freie Videoarbeit

Augsburger Kurzfilmwochenende 8.-11.5.1997

WELTALLTAG 1997 an der FH Design in Bielefeld am 30.5.1997

Europäisches Filmfestival ALPINALE in Bludenz/Österreich, 15.- 20.8.1997
Jean-Thevenot-Medaille für den kreativsten Ton

FlatScreen, Berlin, Insel der Jugend, 8.-10.8.1997

7. Filmzwerge '97 in Münster, 16.-19.10.1997

Filmclub 813, "Kurz und gut und auf dem Dach", Köln, 23.-25.7.1998

"Trash Crash" Frankfurt-Höchst, 31.10.1998

11. Filmfest Dresden 2000, 11.-16.4.2000, Sondervorführung



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