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REISEN BIS ANS ENDE DES ANKOMMENS
1997, Beta-SP, Farbe, 1:1,66, 60 min.
Ein Dokumentarfilm von Nicole Volpert

Regie: Nicole Volpert
Kamera: Manfred Andrej Hagbeck
Schnitt: Susanne Foidl
Ton: Bernhard Albrecht
Produktionsleitung: Sivan Shabetai
Produktion: HFF "Konrad Wolf"

Drehorte: Tel Aviv, Jerusalem, Bethlehem, da'Haisha, Gaza, Westjordanland, Lódz, Auscwiece


Kurzsynopsis:

Israel / Palästina. Vier Frauen, zwei Generationen Soldatinnen, die für ihr Volk und für ihr Recht auf eine Existenz gegeneinander in den Krieg gezogen sind. Eine alte Kämpferin, die aus ihren eigenen Erfahrungen als Flüchtende und Vertreibende provokante Erkenntnisse zieht.


VIDEOAUSSCHNITT


Hava Keller über das palästinensische Flüchtlingsproblem:

Es gibt grundsätzlich zwei Schlüsse, die man ziehen kann aus Situationen, unter denen man einmal gelitten hat. Entweder man denkt: Ich habe gelitten — warum sollen jetzt nicht mal die Anderen leiden? Warum beschweren sie sich? Ich habe auch gelitten! Ich bin auch aus meinem Haus verjagt worden! Ich habe mehr gelitten, meine Familie ist ermordet worden. Sie haben kein Recht sich zu beschweren. Ich habe mehr gelitten!

Oder man denkt: Ich habe gelitten — warum sollen die anderen auch leiden? Ich sollte Verständnis haben für ihr Leiden. Die meisten Leute empfinden leider auf die erste Art und Weise.


Die Regisseurin über ihre Reise nach Israel/Palästina:

Es gibt die unterschiedlichsten Gründe zu reisen. Fast jeder Mensch hat einen Grund, wenn er eine Reise antritt. Manche Menschen reisen ohne zwingenden Grund, und ihr Ziel ist ein Abenteuer oder ein Urlaubsort.

Andere wiederum sind gezwungen, eine Reise anzutreten und ihre Heimat zu verlassen. Der Grund ist das Überleben; wohin die Reise führt — sie wissen es nicht. Meine Reise beginnt an einen Ort, wo vor 62 Jahren die Reise eines kleinen jüdischen Mädchens, Hava Keller, auf der Flucht vor den Deutschen, in ein unbekanntes Land Palästina angefangen hat. Ein Land, in dem sie schon neun Jahre später, für die Unabhängigkeit ihres Volkes, für einen eigenständigen jüdischen Staat Israel, der ermöglichen sollte, den wenigen Überlebenden des Holocaust eine Heimat zu geben, als Soldatin in einen unfreiwilligen Krieg gegen die Palästinenser zieht.

Der Film ist eine Reise durch ein Land mit vielen Widersprüchen, auf der Suche nach der Wahrheit einer Frau, für die Flucht und Heimatlosigkeit zum Schicksal wurde — als Vertriebene und Vertreibende.

Ich glaube langsam zu wissen, was mich auf diese Reise geschickt hat: die Sehnsucht nach einer Wahrheit, einer Lösung. Eine Sehnsucht, die nicht gestillt werden kann und die mich unzufrieden zurücklässt. Ich weiß nicht, ob ich auf meiner Reise an ein Ziel gekommen bin. Aber die Reise hat mir etwas erschlossen, was ich auf keine andere Weise hätte erfahren können. Jenseits von Kommunikation durch Sprache und Begriffe, jenseits von Bedürfnisbefriedigung, hat diese Reise mir wieder emotionales Denken ermöglicht und mich zurück von der dünnen Luft der Medieninformation über Kriege und Politik auf den Boden des Realen und der Menschlichkeit gebracht.


Festivals:

20. Internationales Festival der Filmhochschulen, 21. - 29.6.2000

Empire State Film Festival, New York, 15.9. - 15.10.2000

10. Internationales FrauenFilmFestival, 12. - 17.10.2000


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