Die Aktuelle Kamera — Nachrichten aus
einem versunkenen Land

  
TV-Dokumentarfilm, Länge 44 min., DigiBeta, Deutschland 2008

Regie: Jost-Arend Bösenberg
Autoren: J.-A. Bösenberg und Stephan Kühnrich
Kamera: Manfred A. Hagbeck
Originalton: Michael Thäle
Auftragssender: ARD / rbb
Produktion: DOKfilm Fernsehproduktion
Erstausstrahlung: 21. Oktober 2008


Wenn man sich auf etwas in der DDR verlassen konnte, dann war es die Linientreue der Journalisten, vor allem in der Aktuellen Kamera (AK). 38 Jahre (1952-1989) wurden die täglichen Nachrichten von der SED zentral kontrolliert und im Laufe der Zeit zum wichtigsten Propagandainstrument.

Mit einer verbrämten ideologisierten Sprache — „Hoch-DDRsch“ (Stefan Heym) — spiegelte die AK die Selbstinszenierung einer gealterten Führungs-Corona. Die Aneinanderreihung von Titeln, Planübererfüllungen und Zahlenkolonnen verlangte den Sprechern Höchstleistungen ab. Im Laufe der Jahre entfernten sich die Fernseh-Macher — genau wie das Politbüro — immer weiter von der Bevölkerung. Reporter und Redakteure der AK waren dabei eingezwängt in ein komplexes System aus Parteiherrschaft und Patronagewirtschaft.

Der Dokumentarfilm zeigt, wie eine kleine Gruppierung im Politbüro die AK zum Propagandainstrument ausbaute. Um die Meinungs- und Willensbildung durch die Massenmedien der DDR zu illustrieren, werden nicht nur die strukturellen Anleitungswege aufgezeigt, sondern auch die Inhalte und Formen der Vermittlung. Zum Machtapparat von Diktaturen gehört folgerichtig eine gelenkte Sprache, eine Sprache, die nur für Eingeweihte verständlich ist und andere ausgrenzt. Es war aber keine “Sprache der DDR”, sondern eine “deutsche Sprache in der DDR”.




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