Artikel aus der "ZEIT" (www.zeit.de) vom 23. Mai 2013

Stachelrochen und Landschaftspornos

Was ein Zuschauer erlebt, der im Fernsehsessel auf Reisen geht. Michael Allmeier versucht, sich in 80 Stunden um die Welt zu zappen

<...> Und viel weiter, so scheint es nach 80 Stunden, sind sie auch heute noch nicht. Man merkt das wahrscheinlich nur deshalb so deutlich, weil anders gereist wird als damals. Wer selbst herumgekommen ist, legt keinen Wert auf landeskundlichen Frontalunterricht. Er möchte mit neugierigen Leuten gemeinsam etwas erleben. Von allen gesehenen Reportagen schafft das nur eine so richtig. Carsten Heider hat sie für den Saarländischen Rundfunk gedreht. Sie wagt sich auf einen gewaltigen Wanderweg, den 10.000 Kilometer langen Great Himalaya Trail. Schon die Hintergrundmusik macht neugierig. Techno-Klang zu Stiefeltritten, das hört man nicht alle Tage. Es wandern nette, nachdenkliche Typen, die sich über vieles wundern. Über die Luft in Kathmandu, die nicht etwa dünn ist, sondern bleischwer von den übelsten Abgasen der Welt. Über die Sherpas, unter denen so viele Kinder und Gebrechliche sind, dass man sich schämt, ihnen als kräftiger junger Mann sein Gepäck aufzubürden. Irgendwie endet das Ganze in einem Labskaus-Kochwettbewerb der Filmcrew gegen die Sherpas, bei dem die Deutschen unterliegen, kein Wunder: "Die Rote Bete ging nicht durch den Zoll." Ja, das ist albern. Aber man lacht noch 5000 Meter tiefer.



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