VIDEO

Vom Berner Oberland ins Aostatal —
Der schönste Weg über die Alpen


  
Reisefeature 2008; 44 min., HDV
gedreht im Mai/Juni 2008

Autor: Carsten Heider
Kamera: Manfred A. Hagbeck
Schnitt: Vera Bogdahn
Originalton: Fabian Schalling
Sprecher: Hans Mittermüller
Redaktion: Kerstin Woldt
Produktion: Saarländischer Rundfunk
Erstausstrahlung: 24. September 2008, Südwest3





Als eine "ermüdende Verlängerung der Wegstrecke" beschrieb Alexander Pope die Alpen 1711. Zu Recht! Wir zeigen, wie schön der lange Weg über die Berge ist und wie viel Spaß man mit der ermüdenden Anstrengung haben kann.

Unsere Reise beginnt in Interlaken im Berner Oberland. Die Bahnstrecke zum Jungfraujoch führt uns durch das Lauterbrunnental, das Johann Wolfgang von Goethe zu seinem "Gesang der Geister über den Wassern" inspirierte. Die Wände des Tals ragen bis zu achthundert Meter senkrecht in die Höhe. Den Eiffelturm könnte man zweimal übereinander ins Tal stellen, ohne dass seine Spitze über die Steilwand hinausragte.

Ein Höhepunkt des Tals sind die Staubbachfälle. Vom Talboden bringt uns die Wengernalpbahn in den traditionsreichen und autofreien Ferienort Wengen auf 1.274 Metern. Das erste Etappenziel der Alpenquerung, das Jungfraujoch, und die Berge Eiger, Mönch und Jungfrau haben wir bereits vor Augen.

Zu den Meisterleistungen der Bahnbaugeschichte zählt die Jungfraubahn, die uns unterirdisch von 2.061 bis auf 3.454 Meter über dem Meeresspiegel und zum höchsten Bahnhof Europas auf dem Jungfraujoch bringt. Die Fahrt unterbrechen wir an den beiden Haltepunkten: Der Tunnelbahnhof Eigerwand liegt im Inneren der Eiger-Nordwand. Von einer Halle im Berg sieht man durch riesige Fenster aus der Nordwand heraus ins Tal. Von der Haltestelle Eismeer blickt man aus dem Berg hinaus auf einen Gletscher.

Von der unterirdischen Endstation der Jungfraubahn gelangt man durch einen Stollen auf die Walliser Seite und zum Aletschgletscher, dem längsten Gletscher der Alpen. Er zählt zum UNESCO Weltnaturerbe, die Zweitagestour vom Jungfraujoch ins Wallis zu den bekanntesten hochalpinen Skitouren der Alpen. An den Seitenwänden des Tales kann man den Rückgang des Gletschers deutlich erkennen.

Im Tal reisen wir weiter nach Brig. Sehenswert ist die Altstadt, in der sich der Stockalperpalast befindet. Der Palast ist der größte profane Barockbau der Schweiz. Sein Erbauer war der wohlhabende Handelsmann und Politiker Kaspar Jodok von Stockalper (1609-1691). Auch in Brig musste man bereits Erfahrungen mit den sich ändernden klimatischen Bedingungen sammeln. 1993 suchte sich der Bergbach Saltina während einer Hochwasserkatastrophe ein neues Flussbett, das mitten durch die Altstadt verlief. Die Stadt wurde meterhoch mit Schlamm und Geröll überschwemmt.

Mit dem Glacier-Express, dem "langsamsten Schnellzug der Welt", fahren wir auf wild-romantischer Strecke weiter nach Zermatt. Im Ortskern findet der Urlauber noch das typische Bild eines Walliser Bergdorfs. Der Ort ist autofrei. Transportaufgaben werden von Elektrofahrzeugen oder Pferdetaxen übernommen. Die Gemeinde ist berühmt für seine Lage unterhalb des Matterhorns. Zermatt ist der südlichste Ort des geschlossenen deutschen Sprachraums und einer der bekanntesten Wintersportorte der Schweiz.

Von hier führt uns ein Wanderweg zum Theodulpass auf 3.301 Metern. Der Pass, über den die Landesgrenze zwischen der Schweiz und Italien verläuft, verbindet Zermatt im Mattertal mit Breuil-Cervinia im Valtournenche. Der Pass war bereits in der Frühzeit ein wichtiger Übergang. Die Besonderheit des Theodulpasses ist seine große Höhe: Kein anderer Alpenpass von vergleichbarer Bedeutung liegt höher als 2.900 Meter. Als sich die Gletscher während einer Wärmephase zwischen 1000 und 1300 nach Christus weit zurückgezogen hatten, war der Theodulpass auch auf der Nordseite eisfrei. Heute befindet sich dort der Theodulgletscher.



Aosta, ursprünglich Augusta Praetoria, wurde im Jahr 25 vor Christus von den Römern als Legionslager zur Sicherung des Übergangs über die Alpen angelegt. In der schachbrettartigen Anlage der Altstadt ist dies noch heute zu erkennen. Auch einige Gebäude, große Teile der Stadtmauer, einige Türme, das Stadttor Porta Praetoria, der Triumphbogen Arco d'Augusto, eine Brücke und Reste des Theaters sind erhalten.


Heute empfängt die Stadt Wanderer, die auf den Spuren der Walser die Alpen überquert haben, als erste typisch italienische Stadt. Nach Aufstiegen von insgesamt etwa 7.000 Höhenmetern hat man mit Aosta wieder die Höhe des Ausgangspunktes erreicht.

VIDEO (Film in ganzer Länge)

Fotos: ©2008 Hagbeck / Schalling


zurückhoch